Jobs in der Psychotherapie
Die Entscheidung, wie man seine Karriere nach der Approbation als Psychotherapeut:in gestaltet, ist auch für Psychotherapeut:innen nicht leicht zu beantworten! Denn neben der klinischen Tätigkeit gibt es viele interessante Bereiche. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf einige der gängigsten Stellen in der Psychotherapie.
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Die Klinikanstellung
Ein häufig gewählter Berufsweg von Psychotherapeut:innen ist die Arbeit als Psychotherapeut:in in einer psychiatrischen Klinik. Sie kann herausfordernd und gleichzeitig aber auch erfüllend sein. Klinische Psychotherapeut:innen arbeiten in multidisziplinären Teams und führen in ihrem Alltag verschiedenste Tätigkeiten aus. Dazu gehören Untersuchungen, um die Art und den Schweregrad der psychischen Erkrankung der Patient:innen festzustellen, die Erstellung individueller Behandlungspläne, die Visite der Patient:innen, die Durchführung von Einzel- und Gruppentherapien, Gespräche mit Angehörigen und eine Vielzahl administrativer Aufgaben. Die Vielfalt der Tätigkeiten in einer Klinik bietet eine große Abwechslung und ein breites Spektrum an zu behandelnden Krankheitsbildern.
In den Kliniken werden oft verschiedene psychotherapeutische Ansätze angeboten, was die Arbeit interessanter und anspruchsvoller machen kann. Die Zusammenarbeit in einem interdisziplinären Team ermöglicht eine umfassende Betreuung und fördert die eigene berufliche Weiterentwicklung. Allerdings kann der Arbeitsdruck in Kliniken hoch sein, was häufig zu Stress führt. Auch die Arbeit mit schwierigen Fällen und administrative Aufgaben können belastend sein. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Arbeitszeitgestaltung weniger flexibel sein kann als in anderen Bereichen.
Gehalt: Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Psychotherapeut:innen in Kliniken ein angemessenes Gehalt verdienen. Die meisten Psychotherapeut:innen sind Angestellte im öffentlichen Dienst. Laut einer Gehaltsübersicht für Psychotherapeut:innen in Deutschland, die auf den Daten des Statistischen Bundesamtes beruht, betrug das durchschnittliche Bruttogehalt eines Psychotherapeuten im Jahr 2020 etwa 68.000 Euro pro Jahr.
Auf Instagram findest du eine Interviewreihe zur Anstellung in einer Klinik.
Anstellung in einer Praxis
Psychotherapeut:innen, die in einer Praxis angestellt sind, arbeiten oft in Teams von Kolleg:innen, die ebenfalls in der psychologischen Versorgung tätig sind. Sie führen Einzel- und Gruppensitzungen durch und übernehmen häufig auch administrative Aufgaben wie Terminvergabe oder Abrechnung. Vorteile dieser Tätigkeit sind ein regelmäßiges Einkommen, ein festes Arbeitsverhältnis und die Möglichkeit, sich durch Supervision weiterzuentwickeln. Nachteile können geringere Flexibilität und Entscheidungsfreiheit sein.
Gehalt: Im Allgemeinen wird von einem durchschnittlichen monatlichen Bruttoeinkommen von ca. 2500 € ausgegangen. Diese Zahl hängt jedoch von vielen Faktoren ab – beispielsweise arbeiten viele Psychotherapeut:innen nur Teilzeit in Praxen. Das Einkommen kann variieren und hängt von Faktoren wie Arbeitszeit und Patient:innenaufkommen ab. So kann man als Angestellte:r in einer Praxis auch deutlich mehr verdienen und orientiert sich häufig an den Tarifen des öffentlichen Dienstes.
Auch hier findest du weitere Antworten in Teil 1, Teil 2 und Teil 3 unserer Interviewreihe zur Anstellung in einer Praxis.
Selbstständigkeit mit eigener Praxis
Psychotherapeut:innen in eigener Praxis arbeiten selbstständig und sind für alle Aspekte ihres Praxisbetriebes verantwortlich. Sie können ihre Arbeitszeiten flexibel gestalten und haben die Freiheit, die Anzahl ihrer Patient:innen und ihre Arbeitsweise selbst zu bestimmen. Dies bietet finanzielle Freiheit und meist ein deutlich höheres Einkommen, aber auch höhere Kosten und Risiken. Eine eigene Praxis erfordert auch unternehmerisches Geschick. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, neben einer Privatpraxis einen Kassensitz zu erwerben, um somit in der Lage zu sein, gesetzlich versicherte Patient:innen versorgen zu können. Dies bietet ein hohes Maß an Sicherheit, da mit einer Kassenzulassung der Patient:innenzulauf erheblich gesteigert werden kann. Ob eine Privatpraxis oder eine Kassenpraxis die richtige Entscheidung ist, hängt auch vom Standort ab. Generell gilt, dass Privatpraxen in größeren Städten besser funktionieren, während Kassenpraxen auch in ländlicheren Regionen eine gute Existenzgrundlage darstellen können.
Gehalt: Es ist nicht ungewöhnlich, dass Psychotherapeut:innen in einer gut laufenden Praxis einen monatlichen Umsatz von 6.000 bis 10.000 € erzielen, aber wie viel davon netto übrig bleibt, ist aufgrund der mit der Selbstständigkeit verbundenen Kosten individuell sehr unterschiedlich.
Weitere Fragen beantworten wir in unserer Interviewreihe zur Selbstständigkeit in einer Kassenpraxis.
Wenn du noch mehr Fragen zum Thema Privatpraxis hast, findest du hier Antworten: Privatpraxis eröffnen Teil 1 und Teil 2.
Wissenschaft und Promotion
Eine Promotion ermöglicht es Psychotherapeut:innen, sich auf wissenschaftliche Themen in der Psychologie zu konzentrieren. Wissenschaftliches Arbeiten beinhaltet die Planung und Durchführung von Experimenten, die Einwerbung von Forschungsgeldern, die Entwicklung und Prüfung eigener Hypothesen sowie die Arbeit am Lehrstuhl. Eine Promotion ist in den meisten Fällen die Grundvoraussetzung für eine akademische Karriere oder kann für eine Expertenfunktion in einem bestimmten Gebiet von Vorteil sein. Für viele ist die Promotion aber auch eine große Herausforderung und oft eine Zeit finanzieller Entbehrungen.
Gehalt: Das Einkommen richtet sich in der Regel nach TVÖD 13. Die meisten Promotionsstellen werden als 50%-Stellen ausgeschrieben, was einem Jahresbruttoeinkommen von ca. 35.000 € entspricht.
Jobs in der Wirtschaft
Ein aufstrebender Bereich ist die Integration der psychischen Gesundheit in das betriebliche Umfeld. Unternehmen erkennen zunehmend den Wert der psychischen Gesundheit ihrer Mitarbeiter:innen und bieten Präventions- und Unterstützungsprogramme an. Als Psychotherapeut:in kann man in einem Unternehmen arbeiten, um Workshops, Coachings und Beratungen anzubieten, um das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen zu fördern.
Dieser Ansatz trägt dazu bei, Stigmatisierung abzubauen und einen offeneren Dialog über psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zu fördern.
Gehalt: Unternehmen bieten meist wettbewerbsfähige Gehälter und Zusatzleistungen, wie z. B. Krankenversicherung, Altersvorsorge und Urlaubszeit. Die Gehälter können hier mitunter stark variieren, je nach Größe und Erfolg des Unternehmens.
Fazit
Die Stellenangebote in der Psychotherapie sind so vielfältig wie die Menschen, die psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Jeder Weg hat seine eigenen Vorteile und Herausforderungen. Welcher Job der richtige ist, hängt von den eigenen individuellen Interessen, Fähigkeiten und Zielen ab. Egal für welchen Weg man sich entscheidet, die Arbeit als Psychotherapeut:in wird einen tiefgreifenden Einfluss auf das Leben anderer Menschen haben. Man trägt dazu bei, psychisches Wohlbefinden zu fördern, Krisen zu bewältigen und Menschen dabei zu unterstützen, ihr volles Potenzial zu entfalten.
Wissenschaftlich fundiert
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