Der Start in die ambulanten Fälle als Psychotherapeut:in
Dieser Artikel fasst die Gedanken und Schwierigkeiten beim Start in die ambulante Arbeit zusammen, bietet Wege zur Sicherheit und fordert junge Therapeut:innen auf, über ihre Unsicherheiten zu sprechen.
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Der Beginn einer Karriere als Psychotherapeut:in in der ambulanten Praxis ist eine aufregende, aber auch mit Unsicherheiten und Herausforderungen verbundene Zeit. Angehende Therapeut:innen fühlen sich oft allein mit ihren Sorgen und Gedanken, was irritierend ist, da die Offenheit, über Sorgen zu sprechen, doch eigentlich zum Berufsbild gehören sollte.
Die Realität der Unsicherheit
In der Phase des Übergangs von der Klinikzeit zum ambulanten Arbeiten mit Patient:innen erleben viele junge Therapeut:innen eine Mischung aus Aufregung und Unsicherheit. Die Realität in der Praxis kann sich oft von den Praktika, der theoretischen Ausbildung oder früheren Anstellungen unterscheiden. Selbstzweifel und die Frage, ob man den Herausforderungen gewachsen ist, sind in dieser Phase völlig normal. Die ersten eigenen Patient:innen zu behandeln, erfordert nicht nur fachliche Kompetenz, sondern auch emotionale Stabilität und eine gewisse Gelassenheit. Man kann plötzlich mit Situationen konfrontiert werden, die in der Ausbildung nicht ausführlich behandelt wurden. Aber genau darin liegt auch die Chance, persönlich und fachlich zu wachsen.
Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Selbstzweifel ein normaler Teil des Prozesses sind. Viele erfahrene Therapeut:innen haben in ihren Anfangsjahren ähnliche Zweifel durchlebt. Es ist ein Lernprozess, der Zeit und Erfahrung braucht. Sich mit Kolleg:innen auszutauschen und Supervision in Anspruch zu nehmen, kann dabei hilfreich sein, um Unterstützung und Rat zu erhalten. Letztendlich ist die Arbeit mit eigenen Patient:innen ein wichtiger Schritt in der beruflichen Entwicklung.
Der Druck der Verantwortung
Das Gefühl der Verantwortung, das mit der Betreuung von ambulanten Patient:innen einhergeht, kann zu Beginn sehr unangenehm sein. Es ist eine Verantwortung, die man als Psychotherapeut:in von Anfang an ernst nehmen möchte. Das Bewusstsein, dass das Wohl und die Gesundheit der Patient:innen von den eigenen Fähigkeiten und Entscheidungen abhängen, kann in den ersten Wochen und Monaten überwältigend sein. Nicht zu missachten ist jedoch auch: Patient:innen bringen immer auch eine Eigenverantwortung in eine Psychotherapie mit. Sofern nicht mit Kindern oder Jugendlichen gearbeitet wird, sitzen Erwachsene vor einem, die sich in den meisten Fällen selbst für eine Therapie entschieden haben. Sie sind mitverantwortlich für die Gestaltung der Therapiestunden und werden motiviert eigene Ziele, Vorstellungen und Lösungsvorschläge miteinzubringen.
Die Angst vor möglichen Fehlern oder Misserfolgen ist in dieser Phase durchaus höher als es bei erfahreneren Therapeut:innen der Fall ist. Hier ist es wichtig zu wissen: Niemand ist perfekt. Fehler können in der therapeutischen Praxis, wie in jedem anderen Beruf auch, passieren. Entscheidend ist, aus diesen Erfahrungen zu lernen und sie als Chance zur Weiterentwicklung zu nutzen. Um mit Belastungen umgehen zu können, ist es wichtig, sich mit anderen auszutauschen.
Letztendlich ist die Sorge um die Patient:innen ein Zeichen von Empathie und Professionalität. Sie zeigt, dass man sich wirklich um das Wohl der Menschen kümmert, die man betreut. Mit der Zeit und zunehmender Erfahrung wächst das Selbstvertrauen und man ist besser in der Lage, die Herausforderungen des Berufs zu meistern. Es ist ein kontinuierlicher Lernprozess, der letztlich dazu beiträgt, ein kompetenter und fürsorglicher Psychotherapeut oder eine kompetente fürsorgliche Psychotherapeutin zu werden.
Der Aufbau von Vertrauen
Eine der ersten und wichtigsten Aufgaben ist es, das Vertrauen der Patient:innen zu gewinnen. Dies erfordert Zeit und Geduld, da die meisten skeptisch oder ängstlich sind, wenn sie sich zum ersten Mal auf eine Psychotherapie einlassen. Der Aufbau einer sicheren und vertrauensvollen Beziehung ist eine Herausforderung, die in der ambulanten Psychotherapie zu Beginn oft bewältigt werden muss.
Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Therapeut:in und Patient:in bildet nicht nur die Grundlage für eine erfolgreiche Therapie, sondern unterstützt auch den Heilungsprozess. Wenn Patient:innen sich sicher fühlen und Vertrauen in ihre Therapeut:innen haben, sind sie eher bereit, sich auf schwierige Themen einzulassen und an ihren Herausforderungen zu arbeiten.
Während des therapeutischen Prozesses ist es wichtig, auf Veränderungen im Verhalten und in den Gefühlen der Patient:innen zu achten. Wenn sie beginnen, sich mehr zu öffnen, ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken oder über Schwierigkeiten und Fortschritte zu sprechen, sind dies positive Anzeichen dafür, dass das Vertrauen wächst. Es ist jedoch auch wichtig zu beachten, dass Vertrauen in der Therapie zerbrechlich sein kann. Es kann durch Faktoren wie Missverständnisse, schlechte Kommunikation oder Enttäuschungen gefährdet werden. In solchen Momenten ist es wichtig, einfühlsam und respektvoll damit umzugehen, Konflikte anzusprechen und gegebenenfalls die therapeutische Beziehung wiederherzustellen.
Insgesamt ist der Aufbau und die Aufrechterhaltung von Vertrauen eine kontinuierliche Aufgabe in der Psychotherapie. Sie erfordert Sensibilität, Einfühlungsvermögen und Engagement der Therapeut:innen. Doch die Mühe lohnt sich, da eine starke therapeutische Beziehung nicht nur den Patient:innen hilft, sondern auch für den Therapeuten selbst eine Quelle der Erfüllung und Zufriedenheit sein kann.
Die Bedeutung der Supervision
Eine strukturierte Supervision, entweder einzeln oder in der Gruppe, kann in dieser Anfangsphase von unschätzbarem Wert sein. Supervision bietet die Möglichkeit, Erfahrungen zu reflektieren, Rat und Unterstützung bei der Bewältigung von Schwierigkeiten zu erhalten. Sie kann auch dazu beitragen, das Selbstvertrauen zu stärken und die berufliche Entwicklung zu fördern. Insgesamt ist der Beginn einer ambulanten Psychotherapie eine Zeit, die von anfänglichen Schwierigkeiten geprägt sein kann. Es ist jedoch wichtig zu erkennen, dass diese Herausforderungen Teil des Lernprozesses sind und dazu beitragen können, kompetenter und einfühlsamer zu werden.
Die Herausforderungen des Zeitmanagements
Die Planung und Organisation von Sitzungen, die Erstellung von Behandlungsplänen und die Aufrechterhaltung eines ausgewogenen Arbeitspensums können anfangs überwältigend sein. Zeitmanagement ist entscheidend, um die Anforderungen der Patient:innen zu erfüllen und gleichzeitig für die eigene psychische Gesundheit zu sorgen. Diese Verantwortung ist enorm und erfordert nicht nur fachliche Kompetenz, sondern auch ein ausgeklügeltes Zeitmanagement. Oft fällt angehenden Therapeut:innen das Zeitmanagement zu irgendeinem Zeitpunkt auf die Füße.
Praktische Tipps für angehende Psychotherapeut:innen sind von unschätzbarem Wert. Sitzungen im Voraus zu planen hilft, klare Ziele und Schwerpunkte zu setzen und die Zeit effizient zu nutzen. Ebenso wichtig ist es, Pausen und persönliche Erholungszeiten in den Arbeitsalltag zu integrieren, um die eigene psychische Gesundheit zu schützen. Die Identifizierung dringender Fälle und Prioritäten ermöglicht es, sich auf die Patient:innen zu konzentrieren, die am dringendsten Unterstützung benötigen. Eine kontinuierliche Überprüfung der Arbeitsweise und der angewandten Methoden ermöglicht Anpassungen und Verbesserungen.
Insgesamt ist das Zeitmanagement zu Beginn der ambulanten Arbeit eine anspruchsvolle Aufgabe, die jedoch mit Engagement und kontinuierlichem Lernen gemeistert werden kann. Die jungen Therapeut:innen werden in der Lage sein, eine effektive und ausgewogene Arbeitsweise zu entwickeln, um ihren Patient:innen bestmöglich zu helfen und gleichzeitig auf ihre eigene psychische Gesundheit zu achten.
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