Therapieziele richtig formulieren
Herzlich willkommen zu unserer Kolumne, schön, dass du da bist. Einmal im Monat widme ich mich hier verschiedenen Themen aus der Psychotherapiewelt und dem Praxisalltag. ✨
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Minuten
„Der Weg ist das Ziel.“
Erinnert ihr euch noch an das Thema Prokrastination aus der vergangenen Ausgabe? Dieses Mal knüpfen wir an die vergangene Ausgabe an und widmen uns dem Thema Annäherungs- und Vermeidungsziele. Prokrastination kann nämlich eine Folge eines Vermeidungsziels sein.
Eine meiner Kolleg:innen, welche Ihre Weiterbildung als klärungsorientierte Psychotherapeutin gemacht hat, erklärt im folgenden Abschnitt, in Ihren eigenen Worten, das Konzept der Annäherungs- und Vermeidungsziele:
„Ein Vermeidungsziel ist ein negativ formuliertes Ziel, welches uns vor Unheil schützen möchte, oft aus einem Glaubenssatz der Kindheit entspringt und in der Kindheit adaptive Funktionen hatte. Ein Annäherungsziel ist positiv formuliert und führt zu der Befriedigung von psychischen Bedürfnissen; diese beinhalten häufig auch die wahren Wertvorstellungen, die man in sich trägt. Du unterscheidest diese Ziele zum einen durch die Formulierung der Ziele und zum anderen durch das Gefühl, welches sie auslösen. Als Beispiel: Eine gute Note im Staatsexamen führte bei mir lediglich zur Erleichterung, während der Job als Psychotherapeutin mich positiv erfüllt. Die Note war lediglich ein Vermeidungsziel: Sei kein Versager, sonst bist du nichts wert und am Ende alleine; während anderen Menschen zu helfen, positiv formuliert ist und positive Emotionen auslöst. Vermeidungsziele sind demnach häufig Angst getrieben und führen zur Erleichterung, dass eine potenzielle Katastrophe/Gefahr nicht eingetreten ist.“
Dieses Konzept müsstet ihr auch von Klaus Grawe kennen, welcher in seiner Konsistenztheorie von Annäherungs- (Erfüllung der Grundbedürfnisse) und Vermeidungsschemata (Verhinderung von Verletzung der Grundbedürfnisse) spricht.1
Im therapeutischen Alltag spielen Vermeidungsziele eine bedeutsame Rolle, beispielsweise weisen depressive Patient:innen mehr Vermeidungsziele auf als die Kontrollgruppen. 2
Als Therapieansätze hat mir meine Kollegin empfohlen, dass ich einerseits gemeinsam mit meinen Patient:innen deren Kompetenzen und den Zugang zu den Bedürfnissen stärken sollte, damit Annäherungsziele formuliert und erreicht werden können. Zum Anderen sollen Glaubenssätze bearbeitet werden, die die Grundlage der Vermeidungsziele darstellen, sodass meine Patient:innen sich von diesen lösen können.
Als Unterstützung zur Ablösung von Vermeidungszielen und zum Aufbau von Annäherungszielen nutzt meine Kollegin unterschiedliche Übungen in elona therapy, welche ich heute empfehlen möchte!
Anna empfiehlt:
- Das gesamte Kapitel zu den Grundüberzeugungen
- Das gesamte Kapitel zu spezielle soziale Kompetenzen üben
- Das gesamte Kapitel zu Emotionen akzeptieren lernen
- Das gesamte Kapitel zu Werte und werteorientiertes Verhalten
Hier ein Beispiel, wie das Kapitel zu den automatischen Gedanken in der Patient:innen-App aussieht:
Wo finde ich die Übungen?
Im Depressionskurs unter Meine Gedanken, Meine Beziehungen, Meine Gefühle.
↪️ Logge dich dazu in deinem Account ein, gehe zu "Inhalten" oder zu "Therapieplan" und gib die Übungen in die Suche ein.
💡 Du möchtest spezifische Übungen zu einem Thema freischalten und wünscht dir einen passenden Vorschlag von mir?
Dann schreibe mir unter: ts@elona.health
Ausblick
Kommende Ausgabe stelle ich euch etwas zum Thema
„Therapiefortschritt digital messen“ vor.
Eure Anna ☀️
Quellen:
1 Kandale, M., & Rugenstein, K. (2014). Das Repetitorium)
2 Ülsmann, D., Hitzegrad, A., Ertle, A., Schulte-Herbrüggen, O., & Fydrich, T. (2016). Tun oder lassen? Tun und lassen! Depression und Motivation. Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie.
Wissenschaftlich fundiert
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