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Was ist emotionale Intelligenz?

Anna Hofmann

Anna Hofmann

27.9.2024
, Update vom
26.9.2024

Herzlich willkommen zu unserer Kolumne, schön, dass du da bist. Einmal im Monat widme ich mich hier verschiedenen Themen aus der Psychotherapiewelt und dem Praxisalltag. ✨

Lesedauer: ca.

6

Minuten

Die 5 Faktoren der emotionalen Intelligenz

Anknüpfend an den Beitrag vom letzten Monat zum Thema Emotionen und Gefühle möchte ich mich weiter mit einem Thema aus diesem Bereich beschäftigen, nämlich der emotionalen Intelligenz. Dabei stütze ich mich auf ein Buch, das ich kürzlich gelesen habe und das ich sehr empfehlen kann: Emotionale Intelligenz von Daniel Goleman.

Emotionale Intelligenz ist per Definition die Fähigkeit, eigene und fremde Emotionen wahrzunehmen, zu verstehen, zu regulieren und für sich zu nutzen. Im Folgenden werde ich kurz auf die einzelnen Faktoren eingehen.

Emotionen wahrnehmen und verstehen

Der erste Faktor bezieht sich auf die Fähigkeit, die eigenen Emotionen, die im Hier und Jetzt auftreten, wahrzunehmen und richtig einordnen zu können. Es geht also auch darum, zu verstehen, warum jemand z. B. gerade jetzt Trauer oder Freude empfindet. Verstehen geht meist noch einen Schritt weiter, denn Verstehen bedeutet auch, hinter möglichen sekundären Emotionen primäre Emotionen zu entdecken und diese richtig einzuordnen. Bin ich wütend, weil jemand meine Grenzen verletzt hat, oder zeige ich Wut, obwohl ich eher Trauer empfinde?

Emotionen beeinflussen und regulieren 

Emotionen wahrzunehmen und zu verstehen ist der erste Schritt, aber die Fähigkeit, sie selbst zu regulieren und in der aktuellen Situation „angemessen“ zu reagieren, erfordert eine weitere Kompetenz. Diese Fähigkeit wird in der Kindheit mit Hilfe von engen Bezugspersonen entwickelt. Darüber hinaus können auch genetische Faktoren die Fähigkeit zur Emotionsregulation beeinflussen. So zeigen Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung häufig Schwierigkeiten in der Emotionsregulation, die zum Teil genetisch bedingt sind. Sie nehmen Emotionen intensiver wahr und brauchen länger als Kontrollgruppen, um sie wieder auf ein angenehmes oder handhabbares Niveau zu bringen.

Emotionen für sich nutzbar machen

Die Fähigkeit, die eigenen Emotionen gezielt einzusetzen, spielt in der persönlichen Entwicklung und im Alltag eine entscheidende Rolle. Beispielsweise kann das Bewusstsein über die eigenen Emotionen dazu beitragen, sich selbst zu motivieren und Ziele auch unter schwierigen Umständen konsequent zu verfolgen. Eine weitere wichtige Kompetenz in diesem Zusammenhang ist der Belohnungsaufschub - die Fähigkeit, kurzfristige Befriedigungen zugunsten langfristiger Ziele zurückzustellen. Diese Kompetenz erfordert ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Voraussicht.

Ebenso wichtig ist eine ausgeprägte Frustrationstoleranz, die es ermöglicht, auch auf Rückschläge oder Herausforderungen konstruktiv zu reagieren, anstatt impulsiv aufzugeben oder negativ zu reagieren. Schließlich ist die Impulskontrolle ein wichtiger Faktor. Sie beschreibt die Fähigkeit, emotionale Reaktionen zu regulieren und nicht unüberlegt auf äußere Reize zu reagieren. Alle diese Fähigkeiten - der bewusste Umgang mit den eigenen Emotionen, Belohnungsaufschub, Frustrationstoleranz und Impulskontrolle - sind eng miteinander verknüpft und bilden die Grundlage für eine erfolgreiche emotionale Selbstregulation. Sie unterstützen nicht nur das Erreichen persönlicher Ziele, sondern fördern auch positive zwischenmenschliche Beziehungen und das allgemeine Wohlbefinden.

Emotionen Anderer wahrnehmen und verstehen 

Ein zentraler Begriff in diesem Zusammenhang ist Empathie. Grob gesagt handelt es sich dabei um die Fähigkeit, die Emotionen anderer Menschen zu erkennen, zu verstehen und daraus auf deren Gefühle und mögliche Handlungsimpulse zu schließen. Empathie ermöglicht es uns, nicht nur die emotionalen Zustände unseres Gegenübers zu erfassen, sondern auch zu antizipieren, wie er auf bestimmte Situationen oder Reize reagieren könnte. Diese Fähigkeit spielt eine wesentliche Rolle in sozialen Interaktionen und fördert das zwischenmenschliche Verständnis.

Emotionale Intelligenz und soziale Fähigkeiten

Emotionale Intelligenz im Bereich der sozialen Kompetenz zeigt sich in einer effektiven Kommunikation, die es ermöglicht, Gedanken und Gefühle klar zu vermitteln und gleichzeitig aktiv zuzuhören, um Missverständnisse zu vermeiden. Dazu gehört auch das Konfliktmanagement, bei dem Spannungen konstruktiv gelöst werden, um Kompromisse zu finden. Darüber hinaus ist Beziehungsmanagement ein wesentlicher Bestandteil, der auf dem Aufbau und der Pflege vertrauensvoller und stabiler Beziehungen beruht. Teamarbeit und Kooperation fördern die Zusammenarbeit und ermöglichen es zum Beispiel Gruppenmitglieder zu motivieren und ihre Stärken optimal zu nutzen. All diese Aspekte tragen dazu bei, dass soziale Kompetenzen den erfolgreichen Umgang mit anderen Menschen prägen und für die emotionale Intelligenz von zentraler Bedeutung sind.

Fazit

Nach Goleman ist eine hohe emotionale Intelligenz mit verschiedenen positiven Effekten verbunden. Sie befähigt Menschen, in verschiedenen Lebensbereichen erfolgreicher zu sein. Bessere schulische und berufliche Leistungen, stärkere zwischenmenschliche Beziehungen und eine höhere Lebenszufriedenheit sind nur einige der positiven Effekte, die mit einem hohen EQ verbunden sind. Darüber hinaus betont Goleman, dass emotionale Intelligenz trainierbar ist. Sie ist keine statische Eigenschaft, sondern kann durch bewusstes Üben und Reflektieren weiterentwickelt werden. Damit wird sie zu einem zentralen Faktor für persönliches und berufliches Wachstum, der über rein kognitive Fähigkeiten hinausgeht und die Basis für ein erfülltes, erfolgreiches und sozial kompetentes Leben legt.

Anna empfiehlt:

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Ausblick

Kommende Ausgabe stelle ich euch etwas zum Thema

„Impact Techniken“ vor.

Eure Anna ☀️

Quellen:

Breil, J., & Sachse, R. (2018). Klärungsorientierte Psychotherapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung (Vol. 9). Hogrefe Verlag GmbH & Company KG. 

Autor:in

Anna Hofmann

Wissenschaftlich fundiert

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Psychologisch-medizinisch überprüft durch:

Anna, psychologische Psychotherapeutin

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